Daiwa Powermesh & Tatula: Baitcast-Combo für Einsteiger

Obwohl sie überwiegend in Italien, Spanien und Frankreich heimisch sind, wird die Angelei auf Schwarzbarsch auch unter den deutschen Anglern immer populärer. Doch was für Gerät wird benötigt, um den temperamentvollen Großmäuler nachstellen zu können? Wir stellen euch eine preisgünstige Baitcast-Combo vor, mit welcher praktisch alle Angelarten bedient werden können. Natürlich auch auf heimische Räuber.

Klassisch amerikanisch wird auf Schwarzbarsch mit einer Baitcasting-Combo gefischt. Klar, man könnte für die meisten Techniken auch eine Spinnrute nehmen, aber das fühlt sich irgendwie nicht richtig an.

Normalerweise machen wir ja Testberichte von einzelnen Produkten, doch heute weiche ich mal davon ab und stelle euch gleich eine fertige Bass-/Raubfisch-Combo vor, bestehend aus Rute, Rolle und Schnur.

Als Daiwa Ende 2018 die neue Tatula Rollen-Serie und die Powermesh Ruten vorstellte, war relativ schnell klar, dass die Wahl auf die Daiwa Tatula 100 HSL Rolle und die Daiwa Powermesh 662MFB Rute fallen wird. Daiwa Deutschland stellte uns die Produkte gratis für einen Testbericht zur Verfügung.

In Deutschland gibt es derzeit 7 Powermesh-Modelle von L bis XH.

– Daiwa Powermesh L / ML Modelle

– Daiwa Powermesh M / MH Modelle

– Daiwa Powermesh XH Jerk Modelle

Die Powermesh-Rutenserie gab es zwar bereits vorher, sie erhielt aber 2018 eine technische und optische Auffrischung. Die verschiedenen Modelle liegen bei 183,00 – 200,00 € (UVP), aber mittlerweile kosten sie im Netz inzwischen 100 und 130 €.

Die Rutenbezeichnung 662MFB steht für 6,6 Fuß (1,95m), 2 steht für 2-teilig, M steht für die Power Medium, F steht für Fast Taper und B steht wohl für Baitcast.

Interessant ist, dass Daiwa die Rute mit „Medium“ an gibt, aber sie gleichzeitig mit einem Wurfgewicht bis 28g auflistet, was eher Medium-Heavy entspricht. Später dazu mehr.

Technische Daten - Daiwa Powermesh 662MFB

Einige von euch dürften beim Namen „Tatula“ gleich hellhörig werden, denn die Tatula-Rollenserie war zuvor schon ein absoluter Verkaufsschlager. Robust, gute Wurfweite, schickes Design und das alles zum attraktiven Preis: Die UVP des neuen Modells liegt zwar bei 183,00 €, der Online-Preis hat sich aber mittlerweile bei rund 130 € eingependelt.

Die Tatula 100 HSL (HS = Highspeed, L = Linkshand) hat eine Übersetzung von 7.1:1 und einen Schnureinzug von 75cm pro Kurbelumdrehung.  Die Schnurfüllung ist mit 100m/0.33mm angegeben.

– Daiwa Tatula Modelle

Nicht irritieren lassen: Es gibt noch weitere Modelle der Tatula, welche jedoch eine andere Ausstattung und/oder Größe haben. Die führe ich hier nicht extra auf, sonst führt das nur zu Verwirrung.

Technische Daten - Daiwa Tatula 100 HSL

LOOK & FEEL

Schnell geliefert und sicher verpackt, lag die Combo schon zwei Tage später vor mir.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist das knallgrüne Futteral der Powermesh. Die Qualität ist in Ordnung, allerdings habe ich bei anderen Ruten in dieser Preisklasse schon bessere und hochwertigere Futterale erhalten.

Der schicke schwarze Karton der Daiwa Tatula ist mit den Kerndaten beschriftet. Wie in der Preisklasse üblich, liegt der Tatula leider kein Stoffbeutel bei, dafür aber eine Bedienungsanleitung und die Explosionszeichnung.

– Gewöhnungsbedürftiges Futteral

Design

Die neue Tatula kommt mit einem sehr schicken mattschwarzen Look daher. Das einzige farbige Element ist ein Teil der Freilauf-/Freigabetaste. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Spinnenlogo, welches gleichzeitig das Markenzeichen der Daiwa Tatula Serie ist. Ansonsten ist sie lediglich mit der Übersetzung sowie einem kleinen Daiwa-Logo beklebt.

Das Material ist fast schon samt-artig und fasst sich unheimlich gut an, gerade mit kalten Händen. Verglichen mit der Vorgänger-Serie ist die Tatula etwas schmaler geworden und hat auch an Gewicht verloren, denn sie wiegt nur noch 200g statt 220g. Selbst mit meinen relativ kleinen Händen kann ich sie gut und sicher packen – und liegt damit super in der Hand.

– Daiwa Powermesh 662MFB mit Tatula 100 HSL

Dem Trend entgegen wechselte die Powermesh-Rutenserie mit dem Update von EVA auf einen Kork-EVA-Mix. Der Griff ist insgesamt 35cm lang (Foregrip 3cm, Reargrip 8cm, Griff von Rolle bis zum Ende 27cm).

Außerdem wurde sie etwas farbenfroher und kommt, auch in Verbindung mit dem Rollenhalter, sehr modern her. Die türkisen Akzente sind vielleicht nicht jedermanns Sache, in Kombination mit der komplett schwarzen Tatula sieht es aber gut aus und stört nicht. Der eigentlich schwarze Blank hat eine Flip-Flop-Lackierung und schimmert je nach Lichteinfall schwarz, lila und grün.

Die Kombination aus modernen metallischen Elementen, EVA und Korb gefällt mir relativ gut. Auch die Abschlusskappe aus gebürstetem Aluminium macht einen hochwertigen Eindruck.

Alles in allem sieht die Combo, trotz der gewöhnungsbedürftigen Flip-Flop-Lackierung, wirklich stimmig und hochwertig aus.

Verarbeitung

Als Besitzer der „alten“ Tatula 100 HSL und der Tatula HD 200, war ich natürlich gespannt, ob die neue Tatula an die Stabilität ihrer Vorgängerinnen anknüpfen kann. Der erste Eindruck ist absolut positiv, denn die Tatula (mit ihrem CNC-gefrästen Aluminium-Gehäuse) wirkt trotz des geringeren Gewichts sehr stabil und robust. Knobs, Kurbel, Bremsen und auch die restlichen Bauteile haben kein oder nur sehr wenig Spiel.

– Daiwa Powermesh 662MFB mit Tatula 100 HSL

Etwas befremdlich ist die nur schwer erreichbare Spulenbremse, welche von der Kampfbremse verdeckt wird und sich kaum verstellen lässt.

Doch das hat auch einen Grund: Daiwas „Zero Adjuster System“. Das bedeutet, dass Daiwa die Spulenbremse bereits voreinstellt, sodass man sich keine Gedanken über die richtige Einstellung machen muss bzw. machen soll. Korrekturen sind nur notwendig, wenn man beispielsweise sehr leichte Köder werfen will. Ansonsten passt die werksseitige Einstellung in 95% der Fälle. Dennoch wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Spulenbremse etwas besser erreichbar wäre, falls man doch die Einstellungen selber anpassen möchte.

– Daiwa Powermesh 662MFB mit Tatula 100 HSL

Einen positiven Eindruck hinterlässt auch das Getriebe, denn die Tatula läuft schön leicht an, kurbelt sich satt und „smooth“ weiter. Selbst bei druckvollen Ködern hat man nie das Gefühl, dass die Tatula überlastet wäre. Und das trotz der hohen Übersetzung von 7.1:1. Die 90mm Aluminium-Kurbel trägt auch ihren Teil dazu bei. Die Knobs drehen sauber und leicht an.

– Daiwa Powermesh 662MFB mit Tatula 100 HSL

Auch die Powermesh Rute lässt keine Wünsche offen. Mängel konnte ich trotz penibler Nachschau nicht entdecken. Positiv überrascht bin ich von der Qualität des Korks, denn ich hatte schon deutlich teurere Ruten mit schlechterer Korkqualität in der Hand. Allerdings fiel mir auf, dass der Kork im Griffbereich minimal verschoben ist. Da wurde leider nicht ganz so sauber gearbeitet.

– Daiwa Powermesh 662MFB – Schief eingesetzter Korkgriff

Die Ringe (Fuji Alconite K-Guides) sind alle in einer Flucht und sauber gebunden. Lacknasen sucht man vergebens. Von hoher Qualität ist auch der Rollenhalter aus Aluminium. Das Gewinde ist übrigens versteckt, was bei so günstigen Ruten meist nicht der Fall ist.

– Daiwa Powermesh 662MFB – Hochwertiger Rollenhalter

Das Transportmaß der mittig geteilten Powermesh liegt bei 103cm. Ausgewiesene Bassruten sind oft einteilig, allerdings sind diese auch unhandlicher im Treppenhaus, im Auto oder auf dem Fahrrad, daher habe ich fast ausschließlich zweiteilige Ruten.

– Daiwa Powermesh 662MFB – Übersicht des Griffs

Oberhalb des Griffs ist die Powermesh 9,82mm dünn, an der Spitze 1,76mm. Überrascht war ich vom relativ geringen Gewicht von lediglich 105g. Damit unterbietet Daiwa sogar viele vergleichbare Ruten der Konkurrenz.

Gemäß eigenen Angaben besteht der (übrigens kerzengerade) Blank aus HVF Material, welches einen besonders niedrigen Harz-Anteil hat und dadurch leichter sein sowie eine bessere Rückmeldung bieten soll. Außerdem verbaut Daiwa eine X45 Kohlefaser-Konstruktion, was nichts anderes als eine Kreuzwicklung ist. Der Blank wird dadurch steifer und belastbarer.

– Daiwa Powermesh 662MFB – X45 Kreuzwicklung

IN DER PRAXIS

Setup & Zielfische

Von der Theorie zur Praxis: Die Powermesh und Tatula passen technisch und optisch ganz hervorragend zusammen. Ergänzt wird die Combo mit einer Daiwa J-Braid x4 in 15lb, da sie auch im leichten Cover (= Holz, Schilf, Seerosen etc) genutzt wird. Mit der Schnur habe ich bislang nur positiven Erfahrungen gemacht und sie bietet ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Den Zielfisch habe ich ja bereits benannt: Bass, Blackbass, Schwarzbarsch oder wie auch immer ihr den Genossen nennt. In den heimischen Gewässern kann man damit natürlich auch unseren Flussbarschen oder Zandern nachstellen.

Bekanntermaßen sind die Bass ja eher in wärmeren Regionen vertreten, daher testete ich die Powermesh bei einem 5-tätigen Bass-Trip in Italien auf Herz und Nieren. Danach wurde sie als Barsch- und leichte Zanderrute auf die Probe gestellt. Auch einige Hechte „verirrten“ sich an die Rute.

– Daiwa Powermesh 662MFB mit Tatula 100 HSL

Wurfverhalten & reales Wurfgewicht

Um es vorweg zu nehmen: Schon beim ersten Trockenwedeln fiel auf, dass sie für eine 28g-Rute sehr leicht und dünn ist. Außerdem gibt Daiwa die Rute mit „Medium Power an“. Daher war es auch nicht überraschend, als ich feststelle, dass das angegebene Wurfgewicht von 7-28g nicht ganz zutrifft. Das tatsächliche Wurfgewicht liegt im Bereich 7-20g. Mit etwas Gefühl gehen auch noch 25g. Mehr würde ich ihr nicht zutrauen.

Untenrum passt es aber. Während des Tests warf ich teilweise auch Köder mit 5g, aber ab 7g ist man auf der sicheren Seite und profitiert von einer guten / besseren Aufladung.

Durch die Länge von gerade mal 1,98m ist das Handling auch vom Ufer aus sehr gut. Gerade beim Bassfischen muss man oft in kleine Spalten, Löcher oder mitten in das Kraut werfen, was bei üppigem Uferbewuchs (Bäume, Büsche, Schilf) manchmal ein kleines Kunststück ist.

Wurfgewicht - Daiwa Powermesh 662MFB

Ab 7g fischt sich übrigens auch die Tatula ganz hervorragend. Daiwa selbst beziffert das optimale Wurfgewicht der Baitcasterrolle mit 7-50g. Ich habe sie (mit einer anderen Rute) nur bis 40g getestet, traue ihr aber auch blind die 50g zu. Die Wurfweite ist sehr gut und dank des Zero Adjusters waren meist auch keine Anpassungen der Spulenbremse notwendig. Das im Hause Daiwa entwickelte und weit verbreitete T-Wing-System wird auch seinen Teil dazu beitragen.

Generell funktionieren die Bremssysteme (Zero Adjuster & Magforce-Z) ausgezeichnet und lassen sich fein verstellen. Ich habe alle Köderarten gefischt und teilweise regelrechte Trickwürfe veranstaltet, aber die Rolle blieb immer „cool“ und produzierte nur sehr wenige Vogelnester. Diese ließen sich auch relativ schnell lösen. Mit der Bremseinstellung 10 von 20 liegt man meist sehr gut und ist vielseitig aufgestellt.

– Tatula 100 HSL – Zuverlässig und einsteigerfreundlich

Lediglich bei Gewichten unter 7g merkt man, dass sie eben kein feines BFS-Röllchen, sondern eine solide Allround-Rolle ist, denn dann läuft die Spule schon merklich schwerer an und die Wurfweite wird geringer. Insofern man aber im optimalen Wurfgewichtsbereich von 7-40g bleibt, bekommt man eine sehr solide und gutmütige Rolle.

Alles in allem passt die Combo perfekt zusammen, denn die Rolle bedient exakt den Wurfgewichtsbereich der Rute. Die Wurfweite und Kontrollierbarkeit sind ist ausgesprochen gut und wird nicht nur Anfänger, sondern auch Fortgeschrittene überzeugen können.

Wurfgewicht - Daiwa Tatula 100 HSL

Gummi-Kunstköder & Rückmeldung

Wie schon der Name verrät, hat die Rute einen „Fast Tapfer“ und ist relativ spitzenbetont, wodurch sich Köder sehr präzise animieren lassen.

In Italien nutze ich oft Rubberjigs und das Texas-Ring, um die Bass auch im dichten Cover zu erwischen. Der Boden- und Pflanzenkontakt ist gut spürbar. Auch die Bisse kommen einwandfrei durch und können mit einem kräftigen Anhieb beantwortet werden.

Wenn die Fische flach oder im Schilf stehen, verwende ich gerne 5″ (=12,7cm) lange Gummiwürmer, welche umgangssprachlich auch einfach „Senko“ genannt werden. Namensgeber ist der extrem berühmte „Yamamoto Senko“, der in praktisch jeder Bass-Köder-Kiste zu finden ist. Die Senkos fische ich ohne Zusatzgewichte entweder wacky oder längs am Offset-Haken. Mit ihren 10g liegen sie perfekt im Wohlfühlbereich der Rute und jeder Kontakt kam klar in meinem Handgelenk an.

Zu Hause lässt sich die Powermesh mit Jigs und Rigs auf Dickbarsch oder kleine bis mittlere Zander einsetzen. Teilweise habe ich sie auch als leichte Vertikalrute und vorübergehend zum Schleppen von tieflaufenden Wobblern verwendet.

– Daiwa Powermesh 662MFB – Passende Softbaits

Hardbaits

Auch wenn die Rute überwiegend für Gummianwendungen entwickelt ist, lassen sich auch alle Arten von Hardbaits daran fischen. Spinnerbaits, Chatterbaits, Stickbaits um 10cm, kleinere Cranks und der Whopper Plopper laufen einwandfrei. Generell sind die meisten Baitcasting-Ruten im M / MH Bereich recht vielseitig und erlauben die Verwendung verschiedener Köderarten.

– Daiwa Powermesh 662MFB – Passende Hardbaits

Wer allerdings überwiegend solche druckvollen oder stark schüttelnde Köder fischt, ist eventuell mit einer anderen Rute mit moderater Aktion, höherem Harz- oder sogar Glasanteil besser beraten.

Die Tatula hat, wenig überraschend, alles anstandslos mit gemacht. Auch druckvolle Köder stellen absolut kein Problem da, trotz der etwas höheren Übersetzung.

– Daiwa Powermesh 662MFB – Kann auch Crankbaits

Drillverhalten

Glücklicherweise konnte ich tatsächlich einige Bass zum Landgang überreden und somit das Drillverhalten testen. Wie zu erwarten war, erwischte ich natürlich auch einige Hechte bis 80cm.

– Auch kleine bis mittlere Hechte bändigt die Powermesh 662MFB problemlos

Dank des kräftigen Rückgrats kamen die Anhiebe sehr gut durch und ich konnte die die Fische problemlos von Hindernissen fern halten. Fluchten und Kopfschütteln wurden schön abgefedert und ich hatte fast keine Aussteiger. Dennoch möchte ich explizit darauf hinweisen, dass es die Powermesh keine Hechtrute ist.

  Stärken & Schwächen – Daiwa Powermesh 662MFB

FAZIT

Mit der Combo Daiwa Powermesh 662MFB und Tatula 100 HSL bekommt man viel Tackle für wenig Geld. Obwohl ich sonst meist deutlich teureres Tackle fische, war ich positiv überrascht, wie gut die Rute und Rolle verarbeitet sind. Wer ab und zu mal im Urlaub auf Bass fischen möchte und auch den heimischen Räubern mit der Baitcaster nachstellen will, bekommt hier eine vielseitige Combo zum absolut fairen Preis.

Lediglich die etwas spezielle Optik und das eher dürftige Futteral schmälern den sonst durchweg positiven Eindruck. Der Zero Adjuster der Tatula ist anfangs gewöhnungsbedürftig, funktioniert in der Praxis aber überraschend gut.