Angeln im Paradies: Strand- und Hochseefischen in Mexiko

Hochsee- bzw. generell die Salzwasserangelei war für mich irgendwie nie attraktiv. Mein Tackle ist ja auch nur für die heimischen Fischarten ausgelegt und zum Großteil nicht salzwassertauglich. Und extra zusätzliche Ruten und Rollen zu kaufen, kam auch nicht in Frage. Doch dies sollte sich nun ändern.

Von Ende Juni bis Mitte Juli 2018 war ich auf der mexikanische Halbinsel Yukatan, welche nicht nur für Palmen, Strand und trinkfeste Amerikaner bekannt ist, sondern auch für ihren Fischreichtum. Unser Hotel lag natürlich direkt am Strand, daher musste ich unbedingt Tackle mitnehmen, auch wenn meine Frau das Gesicht verzog, als ich ihr von meinem Plan berichtete.

Fast zu schön zum angeln. Aber nur fast.

Fast zu schön zum angeln. Aber nur fast.

WELCHES TACKLE?

Ich hatte glücklicherweise schon eine Reiserute: eine Savage Gear XLNT2, welche mit einer Länge von 213cm und einem WG von 10-40g wirklich vielseitig ist. Gepaart mit einer günstigen aber gar nicht so schlechten Daiwa Megaforce 2500A und 14er J-Braid x4, war die passende Combo schnell gefunden, die auch mal ein bisschen Salzwasser vertragen kann.

Am mexikanischen Meer braucht man übrigens keine Angellizenz. Ihr könnt also sofort loslegen. Beachtet allerdings die lokalen Beschränkungen (z. B. ist in manchen Häfen oder Hotelstränden angeln verboten, bitte informiert Euch vorher darüber [Stand 21.07.2018]).

Sonnenaufgang in Mexiko

Sonnenaufgang in Mexiko

ANGELN VOM STRAND


Nach 10 Stunden Flug und anschließendem Transfer, erreichten wir Playa Del Carmen, welches etwa 40 Kilometer südlich von Cancun liegt.

Zwei Tage nach der Ankunft klingelte mein Wecker um 05:30 Uhr und 15 Minuten später stand ich bereits auf einem Felsen, welchen ich am Vorabend bei einem Spaziergang am Strand entdeckt hatte. Direkt davor ist das Wasser etwa 1 Meter tief und es gibt viele Felsen, aber auch sandige Bereiche. Dahinter fällt es auf ca. 3 Meter ab.

Da mir von Freunden zu natürlichen und hellen bzw. bläulichen Farben geraten wurden, hing ich einen Spro Ikiru Wobbler der „Natural Serie“ im Makrelen-Design dran und schmiss das Teil einfach mal in Richtung Horizont.

Bereits beim dritten Wurf war meine Rute plötzlich krumm und kurz darauf landete ich einen kleinen Amberjack, welcher nach einem schnellen Fangfoto wieder schwimmen durfte.

Dieser Horse Eye Jack (Stachelmakrele) schnappte sich einen Spro Ikiru Jerk

Dieser Horse Eye Jack (Stachelmakrele) schnappte sich einen Spro Ikiru Jerk

Wow, ich hätte niemals gedacht, dass ich überhaupt irgendwas fange – und schon gar nicht, so schnell.

Da bei den darauffolgenden Würfen nichts mehr ging, hing ich einen DUO Terrif DC-9 Bullet dran. Zack – nächster Fisch. Der DC-9 Bullet ist ein extremer Flachläufer und lässt sich ausgezeichnet über den Felsen führen, bei welchen sich die Kleinfische und somit auch Räuber aufhalten. Da er für seine Größe auch recht schwer ist, lässt er sich auch weit werfen.

Insgesamt fing ich in rund einer Stunde drei Amberjack bis 30cm.

Kleiner Horse Eye Jack (Stachelmakrele) auf einen DUO Terrif DC-9 Bullet

Kleiner Horse Eye Jack (Stachelmakrele) auf einen DUO Terrif DC-9 Bullet

Das selbe Spiel wiederholte sich nochmal ein paar Tage später. Wieder konnte der DC-9 einen Amberjack zum Landgang überreden. Ich hatte noch zwei große Amberjacks als Nachläufer, allerdings ging dann für einige Würfe nichts mehr.

Dann hing ich einfach mal einen der 20g schweren Sakura Pazzo Jigs dran, welche mir freundlicherweise von Sakura Deutschland für meinen Trip gratis zur Verfügung gestellt wurden. Mit solchen Jigs habe ich null Erfahrung, daher hatte ich auch keinen Plan, wie ich die Dinger führen muss.

Letztendlich fand ich zum Glück relativ schnell heraus, dass ein langsames Einkurbeln und gelegentlichem Anjiggen der Schlüssel zum Erfolg war. Auf den Jig fing ich noch einen weiteren 30cm Amberjack und eine mir unbekannte Spezies. Vielleicht kann mir ja jemand sagen, um was für einen Fisch es sich handelt.

Snapper auf einen Sakura Pazzo Jig

Snapper auf einen Sakura Pazzo Jig

DAS HOCHSEE-GUIDING


Im Verlauf der Urlaubs wurde mir klar, dass ich es nicht dabei belassen kann, nur ein paar kleine Fische vom Ufer zu fangen, wenn ich eines der weltweit besten Gewässer für Hochseeangelei vor mir habe.

Daher beschloss ich, ein Guiding zu buchen. Die Preise für ein Bootscharter beginnen bei rund 360 USD, also 320 Euro, was mir persönlich zu teuer war. Daher nahm ich per Mail Kontakt zu mehreren Guides auf und fragte, ob ich mich einer Tour anschließen kann. Tatsächlich hatte Guide Jeremias Luvas eine identische Anfrage und so konnten wir den Preis einfach durch zwei teilen.

Am Sonntagmorgen traf ich mich mit Jeremias an seinem gut ausgerüsteten Boot. Dummerweise kam der andere Gast nicht, weshalb ich tatsächlich der einzige Gast an diesem Tag war und Boot sowie Crew für mich alleine hatte, aber nur die vereinbarte Hälfte bezahlte. Sehr kulant und kundenfreundlich von Jeremias.

Wir verließen mit dem Boot den Hafen und nach nur 5 Minuten erreichten wir den ersten Spot: Eine Kante, welche fast senkrecht von 60 auf 150 Meter abfällt. Wow, was für ein Drop!

Powerjigging auf 150 Metern

Und schon ließen wir unsere 300 Gramm schweren Jigs auf 150 Meter runter, was gleich mal 2-3 Minuten dauerte. Die Devise heute lautete: Powerjigging! Das heißt, der Jig wird mit einem starken Ruck in die Rute nach oben gerissen, sofort eine Kurbelumdrehung (ca. 1m) eingeholt, wieder geruckt, eingeholt usw. Nach 12-13 Kurbelumdrehungen erfolgt ein Stopp von einer Sekunde, dann geht das Spiel noch zwei Mal weiter, bevor der Köder wieder an den Grund abgelassen wird. So werden rund 35-40m Wassersäule vertikal abgefischt.

Die kurze aber starke Bootsrute war mit einer 10.000er Shimano Saragossa ausgestattet; die Salzwasserversion der Stadic FK. Und am Ende der ca. 30er Geflochtenen und des 1mm starken Mono-Vorfachs hing der Jig, welcher mit Highspeed nach oben gepumpt wurde. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, wie anstrengend das Powerjigging ist.

Wir hielten uns immer nur 15-20 Minuten an einem Spot auf und fuhren dann weiter, wenn nichts ging. In dieser Zeit fischten wir vertikal unter der Boot und Guide Jeremias hatte mit Wind, Wellen und Strömung zu kämpfen, damit wir immer exakt auf der Stelle bleiben. Die Aufgabe erfüllte er meisterhaft – auch dank seinen über 15 Jahren Erfahrung als Guide.

Schon nach wenigen Minuten kam der erste knallharte Biss und der Fisch nahm einige Meter Schnur. Kurz darauf konnte ich einen kleinen Thunfisch landen.

Blauflossenthunfisch

Blauflossenthunfisch

Blauflossenthunfisch

Blauflossenthunfisch

 Gierige Haie

Am dritten Spot stieg einem Crewmitglied (die beiden Crewmitglieder angelten ebenfalls mit) ein großer Amberjack ein, welcher ihm dann im Drill von einem Riffhai von der Schnur geklaut wurde. Es ist leider oft der Fall, dass sich Haie gierig auf den kämpfenden und abgelenkten Fisch stürzen. Nicht selten wird dabei auch der Hai gehakt und gelegentlich bekommen sie ihn sogar gelandet.

An Spot Nummer fünf bekam ich kurz nach dem 1-Sekunden-Stopp einen brachialen Biss. Der Fisch nahm viel Schnur, die Bremse der 10.000er Shimano kreischte wie wild. Ich hatte zunächst keine Chance, dem Fisch irgendwas entgegen zu setzen. Nach ca. 10 Minuten sehr anstrengendem Drill, landete ich einen großen Amberjack. Wow, was für ein Fight. Wohlgemerkt musste ich ihn aus knapp 150m nach oben pumpen.

Ein kampfstarker Amberjack

Ein kampfstarker Amberjack

Catch&Release – auch im Meer

Wenig später verlor ich einen anderen großen Fisch im Drill und hatte noch ein paar Fehlbisse, allerdings setzte dann eine Beißflaute ein und vom offenen Meer her kam ein schweres Gewitter, weshalb wir die Tour schon nach 3 Stunden statt der geplanten 5 Stunden abbrachen.

Jeremias ist übrigens nicht nur ein absolut feiner Kerl, sondern auch bekennender Catch & Release Verfechter, was ihm gleich noch ein paar Extrapunkte auf der Sympathieskala einbrachte. Alle Fische, außer ein Amberjack, den ein Hai im Drill schwer zugerichtet hatte, wurden wieder released.

Ich bin wirklich froh, das Guiding gemacht und Reisetackle mitgenommen zu haben. So konnte ich selbst im mir angeltechnisch unbekannten Mexiko ein paar Fische zum Landgang überreden.

Ich habe meine Ausflüge zum Hotelstrand sowie das Guiding mit meiner GoPro gefilmt. Leider sind die Aufnahmen manchmal etwas verschwommen bzw. unscharf, was daran lag, dass durch den Wellengang immer wieder Wasser auf die Linse gespritzt wurde.

Hier geht’s zu Captain Jeremias Website: http://www.jlcfishing.com 

7 Kommentare

  1. Pingback: Angeln auf den Azoren - Ist der Hype gerechtfertigt?

      • Avatar

        Hallo Patrick,
        ich habe noch eine Frage. Welch Stärke hast du für die Schlagschnur / Vorfach für das Angeln von der Küste gewällt ich neige, wegen der Felsen und Steine, zu einer 0,40 mm Mono – schöner zu fischen ist natürlich eine gute 0,30 mm – aber komme ich damit hin?

        • Patrick

          Mono ist leider nicht besonders abriebfest. Ich würde zu mindestens (!) 0,40mm Fluorocarbon greifen, eher sogar 0,60-0,80mm. Wäre ärgerlich, einen Fisch oder teuren Wobbler zu verlieren.

          • Avatar

            Hallo Patrick, danke für die schnelle Antwort. Ich greife denn mal zur 60er und habe 80er im Gepäck – Das ganze muss ich ja auch noch mit der geflochtenen verbinden, daß wird bei einer 80er denn schon eine „steife“ Sache. Ich werde es mal heute Abend mit eien Slim Beauty-Knoten versuchen.

  2. Avatar

    Schöner Artikel 🙂

    Ich war auch als jugendlicher in Mexico und es war genial – einfach irgendwo einen Wobbler an irgendwelche Felsen geworfen und ruck zuck war eigentlich immer irgend etwas dran. Einmal habe ich auch in einem Hafen einen kleinen Spinner ausgeworfen und nach wenigen Sekunden hing ein riesiger Kugelfisch dran. Auch im Brackwasser war biss es wie wild und an einem kleinen Hafen am Fluss habe ich mit einer Handangel einfach mal ein Stück fisch als Köder auf den Grund gelassen und nach 2 Sekunden hing ein Katzenwels mit ca 30-40 cm dran. Das selbe Spiel noch fünf bis sechs mal wiederholt, dann war es schon langweilig.
    Das Guiding und Boote chartern ist für dortige Verhältnisse wirklich etwas teuer. Vielleicht liegt das auch an den Amis, die dort jeden Preis zahlen.
    Jedenfalls war Mexico (vor 15 Jahren) das sehr fischreich.

    Lg Chris von Angelt***

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