Spinnfischen am Veluwemeer – Hecht, Barsch und Rapfen

Dass unsere holländischen Nachbarn über ausgezeichnete Raubfischgewässer verfügen dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Eines davon ist mit Sicherheit das Veluwemeer. Gerade für Hechtangler ist der See (niederländisch meerder See) ein heißer Tipp.

Irgendwann im vergangenen Spätsommer erreichte mich eine schicksalhafte Whattsapp von Angelkollege Ovidiu. Der Inhalt: Ob ich nicht Bock hätte, ein Wochenende mit ihm in Holland am Veluwemeer zu verbringen. Da ich mir mit der Antwort wohl etwas zu viel Zeit ließ schickte er gleich noch ein paar Fangbilder von mehr als stattlichen Hechten hinterher.

Außerdem ließ er ein paar Infos folgen:

  • Eigenes Boot zur Verfügung
  • Wetterbericht mit reichlich Sonne



Eigentlich hatte er mich schon mit den Fangbildern restlos überzeugt, aber die Zusatzinfos machten mich richtig heiß auf den Ausflug. Es sollte Liebe auf den ersten Trip werden, denn das Veluwemeer bietet für Spinnfischer unglaubliche Möglichkeiten, die ich euch hier gerne näher vorstellen möchte.

Steckbrief Veluwemeer

Streng genommen ist das 32,5 Quadratkilometer große Veluwemeer kein eigenes Gewässer. Gelegen zwischen den Provinzen Gelderland und Flevoland ist es das größte der Veluwerandmeere, die direkt mit dem Ijsselmeer- und Markermeer verbunden sind. Benannt ist es übrigens nach der Landschaft Veluwe, einem Waldgebiet, das große Teile des Seeufers umschließt.

Morgenstimmung am Veluwemeer. Früh morgens lässt es sich für einige Stunden ungestört an der Fahrrinne angeln.

Morgenstimmung am Veluwemeer. Früh morgens lässt es sich für einige Stunden ungestört an der Fahrrinne angeln. Foto: tackle-tester

Aus anglerischer Sicht ließ mich vor allem die maximale Wassertiefe von nur zwei Metern stutzen. Allerdings führt eine recht breite Fahrrinne einmal längs durch das gesamte Gewässer, so dass auch größere Wassertiefen erreicht werden. Da der Wasserstand im Spätherbst etwas abgelassen wird und im Frühjahr wieder aufgefüllt wird, bieten sich den Hechten beinahe ideale Bedingungen im Laichgeschäft.

An den Markierungsbojen der Rinne fällt der flache Grund steil ab und erreicht stellenweise bis zu 8 Metern Tiefe. An der Rinne wird ständig gebaggert. Es ist daher ratsam Bereiche zu suchen, die seit längerem nicht bearbeitet wurden. Zu erkennen an dem stärkeren Bewuchs der Kanten. Diese Stellen sind absolute Hotspots, doch dazu später mehr.

Was man über das Angeln im Veluwemeer wissen sollte

Das Angeln am Veluwemeer ist mit dem Vispass möglich, den man auch online bestellen kann. Alle Infos zum Vispass findet ihr hier. Catch&Release ist in den Niederlanden angesagt! An die Bestimmungen sollte man sich dringend halten. Die Wasserschutzpolizei in den Niederlanden kontrolliert häufig und genau! Das gilt im übrigen auch für die Regeln bei der Bootsnutzung.

Auch ohne Bootsführerschein kann man Boote mieten und/oder nutzen. Grundsätzlich gilt: In den Niederlanden besteht Führerscheinpflicht für Motorboote mit einer Gesamtlänge über 15 m und für Motorboote, Wasserscooter, Jetski oder Schlauchboote mit einer Länge unter 15 m und einer Höchstgeschwindigkeit über 20 km/h (10,8 kn). Der Fahrer eines schnellen Motorbootes muss mindestens 18 Jahre alt sein. Für alle anderen Fahrzeuge gilt das Mindestalter von 16 Jahren. (Quelle: Marinaführer ADAC)

Hecht aus dem Veluwemeer beim Release

Catch&Release ist in den Niederlanden angesagt. Foto: tackle-tester

Die erwähnten Fahrrinnen-Kanten oder vielversprechende Flachwasser-Bereiche lassen sich ohne Boot kaum erreichen. Zwar gibt es einige Stellen, an denen die Fahrrinne nahe genug an begehbaren Uferstellen heranreicht, aber die sind selten und hochfrequentiert. Ohne Boot oder Bellyboot wird man das Potenzial dieses Gewässers kaum erschließen können. Das Angeln in den Häfen ist grundsätzlich nicht gestattet, allerdings sieht man immer wieder Leute, die dort mit der Spinnrute unterwegs sind.

Verpflegung und mehr

Beinahe jeder der zahlreichen Häfen bietet neben einer Bootstankstelle auch Gastronomie an. Wir haben des öfteren in Zeewolde an der Marina festgemacht. Auch in Elburg kann man ordentlich essen und bei der Hafeneinfahrt richtig dicke Schiffe bestaunen.

Veluwemeer: Spots und Techniken

Der Fischreichtum im Veluwemeer ist enorm. Demzufolge herrscht einigermaßen großer Verdrängungswettbewerb unter den Hechten um die besten Standplätze bzw. verschiedene Verhaltensweisen. Was wiederum dazu führt, dass man quasi überall mit Fisch rechnen kann.

Schleppangler fahren klassischerweise kilometerweit die Kanten ab. An Wochenenden mit gutem Wetter folgt dabei gerne Boot auf Boot.

Angeln vom treibenden Boot

Wir haben daher den Trubel tunlichst gemieden und sind an den Kanten eher stationär vorgegangen. Im Detail haben wir uns Bereiche gesucht, die aufgrund angrenzender Hafeneinfahrten, naher Steinpackungen oder flacheren Buchten „hechtig“ aussahen und diese dann vom treibenden Boot befischt. In flacheren Bereichen kamen dabei Jerk- und Swimbaits zum Einsatz, über tieferem Wasser haben sich vor allem Gummifische bewährt. Abräumer waren dabei Salt&Pepper-Kombis in verschiedenen Größen.

Hecht aus dem Veluwemeer

Vom treibenden Boot zwischen Fahrrinne und Uferzone stehen oft gute Fische. Foto: tackle-tester

Pflanzen + Tiefe = Hecht

Ebenfalls absolut heiß waren im Sommer und Spätsommer Bereiche, die die durchschnittlichen 1,5 Meter Wassertiefe aufweisen. Wichtig dabei: Pflanzenbewuchs bis nahe der Oberfläche. Das Veluwemeer besteht in großen Teilen aus einer lediglich dünn bewachsenen Flachwasserzone, die für die Fische völlig uninteressant ist. Suchfahrten nach guten Bereichen können sich absolut lohnen und bergen des öfteren dicke Überraschungen.

Ein guter Anhaltspunkt für Neulinge auf der riesigen Wasserfläche sind dabei andere Angelboote, die sich in Bereichen außerhalb der Fahrrinne aufhalten. Die Profis vor Ort fischen hier gerne große (ab 14 cm) Gummiköder am System, aber auch Jerkbaits und Topwater-Köder haben hier einige schöne Fische gebracht.

Mit Gummis an der Fahrrinne

Da das Veluwemeer auch einen hervorragenden Zander- und Barschbestand aufweist, haben wir es in den Morgen- und Abendstunden, vor bzw. nach dem Bootsverkehr, auch grundnah mit Gummis am Jigkopf in und an der Fahrrinne probiert. Bis auf den ein oder anderen Barsch und Rapfen (!) gingen uns aber auch dort lediglich Hechte an die kleinen Jigs – die dafür in beachtlicher Durchschnittsgröße.

Rapfen aus dem Veluwemeer

Dicke Überraschung: Rapfen kommen häufiger vor, werden aber eher selten gezielt beangelt. Foto: tackle-tester

Auffällig dabei: Ein Spot-Typ der am Vortag noch hervorragend funktioniert hat, konnte am nächsten Tag bereits wie ausgestorben erscheinen. Flexibel bleiben und verschiedene Spots durchprobieren war daher oft die erfolgreichste Herangehensweise.

Topköder

Wie beschrieben, lassen sich die Hechte im Veluwemeer sehr unterschiedlich befischen. Allerdings haben sich im Laufe des Sommers einige absolute Topköder herauskristallisiert, die immer wieder Erfolg brachten.

Die Universalwaffen

Abu Garcia Svartzonker Mc Mio – dort besonders die Goldvariante (Farbcode 05) und der Firetiger (11) – fängt gejerkt oder durchgekurbelt.

Abu Garcia Svartzonker McMy Tail* – ebenfalls in Firetiger – natürliche Farben laufen auch gut. Sachte Jerks mit Pausen über tieferem Wasser – aggressiver in Flachbereichen brachten hier die meisten Bisse.

Savage Gear 3D Line Thru Trout (20 cm / 40 Gramm)* – die schicke Forelle gibt es in langsam und moderat sinkend. Über Krautfeldern kam die langsam sinkende Version zum Einsatz, die auch an der Kante erfolgreich gefischt wurde.Vorteil: lässt sich auch ohne Jerkrute fantastisch fischen. Zum Schleppen eignet sich natürlich auch die etwas schwere Version und das 30 cm-Version.

Flachläufer

Die Bedingungen zum gezielten Topwater-Angriff sind am Veluwemeer richtig gut! Wer Bock auf die spektakulären Bisse hat, sollte sich ebenfalls ein paar Topwater-Köder einstecken.

Salmo Maas Marauder* – guter Einstiegsköder in die Topwater-Fischerei auf Hechte, leicht zu fischen, erschwinglich und robust. Hier haben wir den Köder auch nochmal etwas näher vorgestellt.

Illex Bonnie in 12,8 oder 9,5 cm* – etwas teurer, aber sein Geld wert, fliegt extrem gut und ist laufstabil – die Farbe Wakasagi ht sich bei uns bewährt.

Gummis

Die Auswahl an Gummis ist ja schier unerschöpflich. Bei uns liefen die Klassiker am besten. Farbtechnisch hatte Salt&Pepper die Nase dabei ganz klar vorn.

Der Bass Assassin Sea Shad (S&P Silver Phantom OT) in 4“ bzw 5“* war wohl am meisten am Band und überzeugte mal wieder voll.



Fazit

Unweit der Grenze zu Deutschland findet sich ein mehr als der interessantestes Hecht-Gewässer, das mit moderaten Preisen, guter Infrastruktur und abwechslungsreicher Angelei punkten kann. Ohne Boot ist man jedoch dazu verdammt, die wenigen zugänglichen Hotspots anzusteuern. Dort ist man selten allein. Am Wochenende wird es bei gutem Wetter schnell voll in der Fahrrinne, dann sollte man sich ruhigere Bereiche suchen. Die Chance auf Ausnahmefische besteht jedoch jederzeit. Für mehr Eindrücke klickt auch das Video über diesem Beitrag an.

Mit (*) gekennzeichnete Links sind Affiliate/Werbe-Links. Ein Kauf über diese  Links kostet Euch keinen Cent mehr, unterstützt aber meine Arbeit an dem Blog, da ich dann eine Provision erhalte.

2 Kommentare

  1. Avatar

    Sali, das ist ja ein hammer bericht über das gewässer einfach top👍 Meine frage kann man auch ein angelboot mieten an dem mega see, werde im Herbst 2 wochen dort sein in der nähe von Harderhaven?! Danke für die antwort mit freundlichen Grüssen und Petri heil Jlya Buchle

    • Jan

      Hi Jlya,

      danke Dir 🙂 Auch dort wird es sicherlich Bootsverleihe geben. Ein fach mal Google bemühen, dann solltest du fündig werden denke ich. Viel Erfolg!

      Grüße!

Schreiben Sie einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Scroll Up