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Juni und Juli sind mit Abstand meine liebsten Monate für die Barsch-Jagd, denn zu keiner anderen Jahreszeit stehen die Burschen so auf Mini-Wobbler. Besonders Suspender-Modelle, die in ihrer Form irgendwo zwischen Minnow, Shad und Crank liegen, räumen jetzt richtig ab.
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Wenn die Uferzonen voller Fischbrut sind schlägt die große Stunde der kleinen tieftauchenden Suspender. Zu dieser Jahreszeit haben sich die Streifenträger komplett auf den jüngsten Fischnachwchs eingeschossen und passen ihr Verhalten entsprechend an.
Das Problem dabei: Die Nahrung steht den Barschen in Hülle und Fülle zur Verfügung. Die Jagdphasen beschränken sich daher oft auf wenige Minuten, in denen sich die Fische den Bauch vollschlagen und sich danach wieder in tieferes Wasser verziehen.
Doch genau dieses Verhalten kann man mit kleinen tieftauchenden Wobblern perfekt ausnutzen. Denn auch wenn keine Jagdszenen zu beobachten sind, die Barsche bleiben in der Nähe des Buffets – nur eben ein bis zwei Etagen unterhalb der Beute. Dort erreicht man sie sehr gut mit kleinen tieftauchenden Hardbaits.
Suspender im Barsch-Wohnzimmer
Persönlich greife ich dabei extrem gerne auf Köder zwischen 4 und 5 Zentimetern Länge zurück. Die sind nur minimal größer als die Fischbrut im Juni, passen aber noch locker ins Beuteschema. Besonders die tauchenden Mischformen aus Minnow und Shad spielen jetzt ihre Stärke aus, denn sie lassen sich extrem variantenreich führen und direkt in den temporären Wohnzimmern der Barsche anbieten.
Etliche Modelle bis 4 Zentimetern erreichen dabei Tauchtiefen bis 1,5 Metern. Das reicht in den allermeisten Fällen aus, um die Barsche zu einem Zwischensnack zu überreden. Der Vorteil gegenüber Rigs liegt dabei in der Kombination aus Aktion und Speed. Mit den kleinen Wobblern lässt sich auch schnell ein größeres Gebiet abscannen.
Dabei haben die guten Wobbler-Modelle alles drauf, was man zu dieser Jahreszeit braucht:
- Sie kommen schnell auf Tiefe
- laufstabil bei höherem Speed
- Darting und/oder Rolling Action beim Twitchen
Spots und Zeiten
Das Schöne am Angeln mit tauchenden Suspendern ist, dass sie vor allem dann fangen, wenn die Barsche nach der klassischen Lehre eigentlich inaktiv sein sollten. Bei mir funktioniert der Nachmittag bis zu den frühen Abendstunden am besten.
Die Spots sind schnell ausgemacht. Flachbereiche wo sich Jungfischen aufhalten und die schnell in tieferes Wasser übergehen, sind immer einen Versuch wert. Dabei die Stelle am besten diagonal abwerfen, um möglichst viel heiße (tiefere) Zone auszufischen.
In gleichförmigen Gewässern ohne größere Tiefenunterschiede, wie Kanälen oder Häfen heißt es dagegen „Strecke machen“ und die Augen offen halten.
Anhaltspunkte sind auch hier immer Stellen, an denen sich verstärkt Jungfisch tummelt und Deckung in der Nähe ist. Dabei reicht schon der kleinste Schatten der Kaimauer oder Spundwand, um einen heißen Spot zu erzeugen.
Ködertipps
Mein Liebling derzeit hört auf den Namen Pontoon 21 Cheerful 40SP MR in der Farbe Ghost Gill. Dieser kleine Suspender räumt derzeit gut ab und verfügt über einen echten Specialmove: Bei harten Twitches in die schlaffe Schnur beamt sich der Köder geradezu bis zu 30 Zentimeter zur Seite um dort wieder regungslos im Wasser zu stehen. Leichte Twitches quittiert er dagegen mit einer engen Darting-Aktion. Kommt mit einem Weight-Shifting-System, das höhere Wurfweiten erlaubt.
- Längen: 34 mm (1,65 g) / 40 mm (2,7 g)
- Tauchtiefe bis 1,2 Meter (Suspender)
- Preis um die 9,- Euro
Ebenfalls top sind die Suspender der ECOGEAR SX-Reihe. Vorteil: Die Reihe startet zwar ebenfalls mit dem 40-mm-Modell, beinhaltet aber auch eine 48-mm-Ausführung zudem existiert ein Modell mit Weitwurfsystem (SX 40LC) zum gleichen Preis.Gerade der SX 48 hat es mir dabei besonders angetan, da er locker bis auf 1,5 Meter taucht und etwas später im Sommer regelmäßig die besseren Fische aus dem Rudel pickt. Auch bei den ECOGEAR-Ködern stehe ich auf die Ghost-Farben. Vielleicht ist es Einbildung, aber da Jungfische ja auch noch teilweise durchsichtig sind, traue ich den klaren Varianten irgendwie mehr.
- Längen: 40 mm (2,5 g) / 48 mm (3,8 g)
- Tauchtiefe bis 1,5 Meter (ultra langsam aufsteigend)
- Preis um 12,- Euro
Als letzen Tipp noch zwei Köder, die perfekt ins Anforderungsprofil passt, die ich allerdings noch nicht gefischt habe. Die Betonung liegt auf noch, denn Nippon-Tackle hatte den Yamaria MS-1 45 DR-SP mal eben um knappe 50 Prozent auf 6,95 Euro reduziert. Gleiches gilt für den 50 mm langen Yamaria MJ-1 DD 50SP, die der überaus geschätzte Havelritter vorstellt und für gut befindet! Farbtechnisch bietet sich hier ebenfalls eine starke Auswahl. Dabei sind die Yamaria-Wobbler trotz Gewichts-Kugeln „silent“.
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- Längen: 45 mm (3,4 g) / 50 mm (3,3 g)
- Tauchtiefe bis 1,5 Meter (Suspender)
- Preis 6,95 Euro bei Nippon-Tackle
Einzelhaken für bessere Fische?
Mittlerweile tausche ich bei meinen kleinen Suspendern zumindest den hinteren Drilling gegen einen Einzelhaken aus. Seitdem ziehe ich nicht nur deutlich weniger irregulär gehakten Schniepelbarsch an Land, sondern fange auch mehr ordentliche Fische.
Meine Theorie ist, dass die Kleinen die Wobbler zwar wie gewohnt anstupsen und umkreisen, aber eben nicht mehr so leicht kleben bleiben. Dabei ist es ja oft so, dass ein interessiertes Rudel kleinerer Barsche die Aufmerksamkeit eines größeren Artgenossen weckt, der mit dem Köder dann kurzen Prozess macht und sicher hängt. Ob sich meine Theorie halten lässt, werden dann die kommenden Wochen zeigen.
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Set-up für tieftauchende Suspender
Auch wenn die Suspender gewichtstechnisch im UL-Bereich unterwegs sind, sollte man den Wasserwiderstand der verhältnismäßig großen Schaufeln nicht außer Acht lassen. Ich mag es gar nicht, wenn sich meine Rute bei jedem härteren Twitch oder kurzem Anzug bis zur Steckverbindung biegt. Deshalb kommt bei mir eine Medium-Power-Rute mit Fast-Taper zum Einsatz. Aktuell ist das die Tailwalk Del Sol S672M SPII (WG 3,5 – 21 g), ein Tick feiner geht allerdings auch noch voll klar.
Die Rolle sollte in erster Linie zur Rute passen und mit sehr dünner geflochtener Schnur bespult sein. Schnurstärken von 0,06 bis maximal 0,08 mm (bzw. 4 bis 6 Pfund Tragkraft) sollten es schon sein, um die Wobbler auf Weite zu bringen, davor gehört ein Stück Fluocarbon in passender Stärke (0,18 – 0,22 mm). Ist mit Hechten zu rechnen, solltet ihr unbedingt ein dünnes Stahlvorfach nutzen! Der dünne Stahl beeinflusst die Aktion höchstens minimal, sorgt allerdings für ein etwas tieferes Laufverhalten.
4 Kommentare
Schöner Artikel!
Ich habe mir auch ein paar tief tauchende Suspender, aber auch einige langsam auftauchende Floater zugelegt für dieses Jahr. Mal schauen was es dann bringt 😉
Bisher habe ich sehr gute Erfahrungen mit der Three Shot Minnow vom Fish Arrow gemacht, auch wenn die nicht wirklich tief taucht. Außerdem ist sie ein uuuuultra langsam auftauchender Floater, seit ich die Drillinge gegen Einzelhaken getauscht haben.
LG
Lui
Moin Lui!
Danke Dir 🙂 Denke, das wird laufen… Three Shot Minnow sieht auch geil aus – gerade mal das Video gecheckt.
Den 100 % Suspender gibt es ja eh nur in Kombination mit dem exakt dem richtigen Material und Wassertemperatur – so lange die Köder 3 Sekunden quasi schweben zähle ich sie als Suspender – längere Pausen erlaubt mein nervöses Handgelenk eh sehr selten 😀
Moin Jan,
die tieftauchenden Suspender im Miniwobblerformat gehören per se in jeder vernünftig sortierte Tackle-Box. Insbesondere jetzt, wo es es in großen Schritten in Richtung „frische Fischbrut“ geht und sich die Murmeln langsam aber sicher auf kleine Portionen einschießen, gehts nicht ohne ans Wasser.
Schöner Bericht und vielen Dank für den Querverweis!
Gruß von Nebenan,
Marco
Moin Marco,
vielen Dank für das Lob! Es macht halt auch einfach Laune mit den Ködern zu fischen. Bei uns ist es mit der Brut übrigens schon so weit – die Kleenen sind schon überall!
Deinen Bericht habe ich sehr gerne gelesen und Gutes gehört einfach verlinkt…
Cheers!